Viele von uns haben ihre liebe Not mit der Zeit und daher schon viele Methoden für ein besseres Zeitmanagement ausprobiert. Auch wenn diese Methoden stimmig und überzeugend sind, erleben wir meist sehr rasch eine herbe Enttäuschung: Nach anfänglicher Euphorie sind wir bald wieder im alten Trott.
Um einen besseren Umgang mit der Zeit zu gewinnen, braucht es zuerst die Erkenntnis, dass es 3 gänzlich unterschiedliche Konzepte der Zeit - d.h. Zugänge von uns im Umgang mit der Zeit - gibt. Das betrifft uns als Einzelne, als Unternehmen und wohl auch als Gesellschaft. Um einen besseren Umgang mit unserem Zeitbudget zu finden, gilt es diese 3 grundlegend unterschiedlichen Ansätze zuerst einmal selbst unterscheiden zu können. Der folgende kurze Abriss soll dabei helfen:
Die voranschreitende Zeit - ist jenes Konzept, das wir in unseren Uhren und Kalendern vordergründig abgebildet haben - es ist heute für viele der dominierende und einzige Zugang im Berufsleben. Dieses Konzept geht davon aus, dass die Zeit eine klare Richtung hat, dass jeder Augenblick unwiederbringlich und unwiederholbar ist. Dieses Konzept ist Grundlage dafür, dass es so etwas wie Geschichte, Entwicklung, Strategien, Ziele oder persönliche Entwicklungspläne gibt. Es ist jenes Konzept der Zeit, das aktuell im Management vorherrschend ist. Es drängt nach vorne, verträgt kein Halten, keine Ruhe, denn alles ist einmal(ig) und kommt nicht wieder und daher darf es kein Versagen geben. Mit diesem Konzept entsteht eine enorme Dynamik und es ist die Basis für den Erfolg der westlichen Welt. Menschen, die dieses Konzept leben, bringen etwas voran und sie bringen uns voran. Gleichzeitig erzeugt dieser Zugang auf den Einzelnen allerdings auch einen enormen Druck, weil nichts gut sein kann und alles nach vorne strebt, es keine Ruhe geben kann und darf, weil es scheinbar keine zweite Chance gibt etwas „wieder gut zu machen“.
Die zyklische Zeit - ist jenes Konzept, das wir in den Jahreszeiten am stärksten erleben, es erzeugt ein ganz anderes Verständnis von Entwicklung. Dieses Konzept hebt das Wiederkehrende, den Rhythmus in jeder Entwicklung hervor: Es wird wieder Frühling werden und es wird neue Ernten geben. Dieser Ansatz gibt die Sicherheit, dass der Rhythmus des Tages, des Jahres oder anderer Rhythmen (z.B. Bilanzjahr) auch noch in vielen Jahren Orientierung und Halt geben wird. Wenn etwas heute nicht gelingt, ist das kein Beinbruch, denn es gibt ein Morgen, eine neue Chance. Kein Nein ist sozusagen endgültig. Bei Menschen aus dem asiatischen Kulturkreis, die dieses Konzept meist noch stärker leben, irritiert uns oft das Fehlen eines klaren Nein, das nicht nur dem Gesichtsverlust geschuldet ist. Dieses Konzept nimmt sozusagen den Druck aus dem Moment und einer dadurch scheinbar unumkehrbaren Zukunft heraus. Es ist auch jenes Konzept, das ganz selbstverständlich mit Tod und Geburt umgeht, denn alles lebt in einer zyklischen Entwicklung. Menschen, die dieses Konzept leben, sind verständnisvoll, ermunternd, bauen uns auf, lassen sich nicht unter Druck bringen.