"Musik und Management"
Sind Innovationen durch knappe Ressourcen Mangelware? Die Musik lehrt uns in dieser Frage, dass genau das Gegenteil wahr ist. Um das zu hinterlegen, möchte ich nur drei Aspekte herausgreifen – die in Analogie für Ihr Unternehmen und Ihr Team wohl die eine oder andere Anregung bergen werden, damit Ihre Leistungen und Produkte die Menschen so berühren mögen wie gute Musik. Die unendliche Vielfalt aus einem begrenzten Grundmaterial: Das Grundmaterial der Musik besteht nun einmal aus nur 12 Tönen auf 3 bis maximal 5 Oktaven verteilt. Die Popmusik hat sich im Wesentlichen überhaupt auf die ständig wiederkehrende Abfolge von nur vier Akkorden als Erfolgsformel beschränkt. Der Rest ist Kreativität des Komponisten und der Interpreten. Interessante Beiträge bietet immer wieder der Bonner Musikforscher Volkmar Kramarz.
Wer Lust auf eine Hörprobe hat: The Axis of Awesome haben ein lustiges Video produziert: 36 bekannte Songs mit den gleichen vier Akkorden in 5 Minuten unter:
https://www.youtube.com/watch?v=ooXoOEtWGDU (siehe Videobeitrag) – da wird deutlich, der knappe Rohstoff bremst uns in der Innovation wahrlich nicht! Die unendliche Vielfalt durch die Interpretation ein und derselben Komposition. Doch es geht noch weiter: Selbst ein und dasselbe Stück klingt je nach Interpretation sehr unterschiedlich und bietet völlig verschiedene Erlebnisse. Für Freunde der klassischen Musik muss man diese nicht näher erklären, für Freunde der Moderne wird dies an den Remakes am deutlichsten sichtbar: im Grunde dasselbe Stück, aber ein anderer Musik-stil, eine andere Instrumentierung etc. Oder vergleichen Sie einfach die Erfahrungen aus einem original Elvis-Konzert und einem zweifelhaften Alleinunterhalter bei einem Fest: dasselbe Stück - eine völlig andere Welt! Reduktion als Innovationselement – es geht auch ganz anders! Und als dritten Punkt möchte ich noch das Argument aufgreifen, das man heute so oft hört: „Es kann nicht mehr besser werden, denn es wird doch überall gespart – früher hatten wir von allem mehr!“ In Analogie würde das heißen: nach der Romantik mit ihren aufwändigen Orchestern hätte es keine gute Musik mehr geben können.
Die Musikgeschichte lehrt uns genau das Gegenteil, denn es gib auch nach Wagner tolle Musik! Eine Ballade mit einer zarten zerbrechlichen Stimme, eine Knabenstimme ganz alleine in einer großen Kirche oder eine Gitarre an einem Lagerfeuer können mehr Stimmung und tiefere Gefühle auslösen als der gewaltige Ressourcenaufmarsch eines Orchesters. Erst wenn ich mich von der Größe der Orchesters als einzigen wichtigen Parameter für gute Musik löse, kann ich ganz neue Qualitäten für die Menschen erreichen. Vor diesem Hintergrund werden Sie den provokanten Ansatz besser verstehen, dass in jeder Enge der Ressourcen eine unheimliche Chance für echte Innovationen liegt: Wenn einmal etwas nicht zur Verfügung steht, gibt es immer einen Weg, mit einem Weniger an Material ein Mehr an Ergebnis zu schaffen! Hier eröffnen sich für Unternehmen völlig neue Wege tatsächlich eine Alleinstellung zu erreichen, die am Markt ankommt! Diese Grundhaltung strebt nämlich zu einer radikal lustvollen Kreativität.