Alle Jahre wieder wird in der Adventzeit die Stille hofiert. Meist mit der weinerlichen Feststellung, dass Sie uns verloren gegangen sei. Dabei wird völlig unterschlagen, welches ganz praktische Potential die Stille für unseren Führungs- und Lebensalltag hat! Denn Stille ist nicht einfach die Abwesenheit von Lärm, sie ist die Anwesenheit von Klarheit und Voraussetzung für Großes.
In der Managementliteratur wird Stille als wichtige Ressource völlig vernachlässigt, und wenn sie Erwähnung findet, eher fragwürdig romantisiert. Und dabei wäre die Stille ein wertvolles Managementtool und zwar in einem doppelten Sinne: Stille ist sowohl ein Zustand als auch eine Haltung, die wirklich Großes erst möglich macht.
Ich möchte das gerne an drei Beispielen deutlich machen:
Wozu ich mit diesen Beispielen anregen möchte, ist also nichts weniger als: die Stille als Quelle und Werkzeug für unseren oft sehr stressigen und „lärmigen“ Führungsalltag aktiv einzusetzen. Und zwar ganz praktisch und pragmatisch, ohne jede Romantisierung: Wer wirklich was erreichen und verändern will, braucht diesen Moment der Stille – davor UND danach, weil er die Voraussetzung dafür ist, dass sich unsere Konzentration wirklich auf das Wesentliche ausrichten kann. Und zwar umso mehr, je schneller und stressiger es wird!
Ein Orchester, das vor dem Stimmen nicht still ist, wird nicht einmal die Instrumente vernünftig aufeinander „ausrichten“. Schauspieler, die sich mit dem letzten Wort schon umdrehen und weggehen, zerstören die Wirkung des ganzen Stückes. Und Lehrer*innen, die zu schreien beginnen, haben die Schülerinnen und Schüler in diesem Moment bereits verloren. In all diesen Beispielen ist es das bewusste Einsetzen der Stille, das die Situation erst erfolgreich macht. Und genau darin liegt das wahre Potential für den Führungsalltag!
Ich wünsche Ihnen/Dir von ganzem Herzen, dass diese Zeilen und vor allem die Stille Zeit von Weihnachten eine Anregung für einen anderen Zugang zur Stille sein mögen - einen Zugang, der die unbeschreibliche Kraft der Stille für einen produktiveren, wirkvolleren und stressfreieren Führungsalltag freilegen kann.
Und um diesen Zugang für die eigene Führungsarbeit wirklich konkret zu machen, braucht es manchmal den ruhigen Blick von außen. Wenn ich diesen als Prozessbegleiter und Coach einbringen darf, würde mich das sehr freuen!
Ihr Dr. Kurt Schauer
Menschen verbinden ∞ Zukunft gestalten
[1] Nur wer aus diesem "adventlichen Verlustgejammere" heraustritt, wird erkennen, worin die Wirkmächtigkeit richtig eingesetzter Stille tatsächlich liegt: Sie ist ein Zeichen dafür, dass hier eben nicht mit Lärm etwas überspielt wird, sondern vielmehr eine Klarheit darüber besteht, was wirklich wichtig ist und worauf wir uns daher konzentrieren sollen. Eben Souveränität in der Führung. Und vielleicht liegt auch genau darin der Grund, wieso wir es lieber bejammern als nutzen.
[2] Das mündet auch in der Frage, wie Treffen von den “Betroffenen“ aufbereitet werden? Oft wissen diese beim nächsten Mal nicht einmal mehr was „vereinbart“ wurde – und das ist mitunter nicht einmal eine Schutzbehauptung! Von wirkungsvoller Umsetzung kann da natürlich gar keine Rede mehr sein.