Was möglicherweise für Sie wie ein Gag aus dem Biologie-Unterricht daherkommt, soll uns nur eines zeigen: Der Stern ist niemals verschwunden gewesen, die gelbe Farbe war niemals an dieser Stelle und trotzdem konnten wir unter diesen speziellen Bedingungen das eine nicht sehen, obwohl es da war, und das andere sehr wohl sehen, obwohl es niemals vorhanden war.
Wenn wir das auf die viel komplexeren Fragestellungen in unseren Organisationen selbst oder in unseren Märkten übertragen, oder gar auf unseren Zugang zu Innovationen, neuen Technologien oder Prozessen, zeigt sich, dass wir diesem Phänomen des blinden Flecks auch dort in analoger Weise ganz zwangsweise unterliegen. Wir sehen schlicht und ergreifend vorwiegend oder ausschließlich nur, was wir in die unerwünschte(n) Leerstelle(n) extrapolieren, also letztlich das, das wir gerne hätten und nicht, was wirklich dort ist. Um im obigen Vergleich zu bleiben. Es wird alles Gelb! Oder wie der Volksmund sagt: Für einen Hammer ist alles ein Nagel! Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich immer wieder im Kleinen und Großen zeigt!
Umso wichtiger ist es, unterschiedliche Standpunkte und Perspektiven einzunehmen, sich mit „ganz“ anderen Menschen auszutauschen, die eigenen Werte und die
Unternehmenswerte zu hinterfragen, bewusst scheinbare „Gegenpositionen“ einzubeziehen, abstruse Argumente probehalber für gültig zu erachten, … schlicht anzuerkennen, dass es ganz andere Zugänge gibt und andere Menschen diese aus - für uns meist nicht erkennbaren und akzeptierbaren - guten Gründen auch einnehmen.
Manchmal ist genau das meine Rolle als externer Prozessbegleiter: Sie dabei zu unterstützen, die blinden Flecken aufzudecken, um dadurch die Wirklichkeit besser zu verstehen und den Bereich des Unbekannten und damit Unerwarteten kleiner zu machen. Statt sich in der trügerischen Sicherheit des eigenen blinden Flecks zu sonnen und in falscher Sicherheit zu wiegen, Zukunft in all ihrer Buntheit und Vielfalt anzunehmen und auch so zu gestalten!
Ihr Kurt Schauer