Paolo Rumiz, Italiens erfolgreichster Reiseschriftsteller, meinte in einem Interview in der KLEINEN: „Vergesst die spektakulären Urlaubsziele! Die vollkommenste Reise ist die zu Fuß von der eigenen Haustür weg. Der Geist muss aufnahmebereit sein wie ein weißes Blatt Papier, das darauf wartet, mit Farben, Gerüchen und Geräuschen bedruckt zu werden.“
Viele werden sich nun fragen, was uns diese blumige Sprache für den beruflichen Kontext bringen soll. Vielleicht das: Wenn wir Entwicklungen von Unternehmen und Führungskräften beobachten, fällt auf, dass bei gleicher Ausgangslage, gleichen Umständen und gleichem Wissen, die einen aus der Situation etwas machen und die anderen nicht. Wenn wir vom Zitat von Paolo Rumiz ausgehen, kann das nur bedeuten, dass die eine Person schlicht nur aufnahmebereiter war. D.h. was immer auf sie zugekommen ist, sie es wirklich wahrgenommen und wie ein weißes Blatt Papier aufgenommen hat, weil diese Person auch wirklich zuhören und hinsehen wollte. Die andere Person im Gegensatz dazu suchte wohl möglichst viele Bestätigungen für die eigene Sichtweise. Sie wollte gar nicht sehe,n was im besten Fall sein könnte. Und je machtbewusster Führungskräfte sind, desto weniger werden sie auf das Dagegenhalten der anderen eingehen.
Es geht in diesem Vergleich der beiden Menschen also nicht darum, dass beide unterschiedliche objektive Voraussetzungen gehabt hätten, sondern vielmehr darum, dass die beiden die Umstände ganz anders sehen wollten und dann auch gesehen haben. Das wahrlich Spektakuläre liegt viel näher als gedacht. Das Ferne wirkt meist ja nur deshalb spektakulärer, weil wir es einfach das erste Mal sehen.
Und Paolo Rumiz philosophiert über den richtigen Zugang zu den Dingen weiter: „Ziel des Reisens ist es, über die Begegnung mit anderen Menschen sich selber kennenzulernen. Alles andere ist eine Illusion. Das Reisen gibt uns die Gelegenheit, uns von allem Überflüssigen freizumachen. […] die Welt frei von Vorurteilen zu erkunden.“