In diesem kurzen Beitrag möchte ich einen Aspekt herausgreifen, der mir bei der Lektüre des Buches von Andrea Marcolongo über die Argonautensage („Das Meer, die Liebe, der Mut aufzubrechen") wieder bewusst geworden ist: Wir verhandeln in unseren Zielekatalogen sehr selten Ziele, sondern meist nur die Schritte auf einem Weg. Kurzum, wir vereinbaren gar keine Ziele im eigentlichen Sinn.
Ein echtes Ziel zeigt uns nämlich den Grund, wieso wir uns überhaupt auf diese eine „Reise" begeben sollen und was wir dadurch gewinnen werden. Ein kraftvolles Ziel ist eben keine sachliche, trockene Sache. Ein Ziel greift viel tiefer, es verlangt von uns eine Entscheidung, dass wir die Veränderung, die sich mit der Zielerreichung einstellen wird, jetzt schon annehmen, ja wünschen! Oder wie es im Buch sehr poetisch formuliert wird: „Das Wunder - und die Befreiung - besteht in der Entdeckung, dass der erste Schritt bei einer Entscheidung nicht darin entsteht, das Ziel zu erreichen, sondern die damit einhergehende Veränderung zu akzeptieren."
Die Kraft entsteht also nicht aus dem vordergründigen und letztlich scheinbaren Ziel - bei den Argonauten war es das Heimholen des goldenen Vlies. Die Kraft entsteht vielmehr daraus, dass mit dem Erreichen dieses Punktes für uns ein Wendepunkt markiert wird, durch den wir verändert werden. Oder wie es dort formuliert ist: „Die Antiken [...] wussten, dass ein Ziel nichts Endgültiges ist. Es ist vielmehr ein Wendepunkt. Und der Sinn einer Entscheidung, einer Reise, besteht niemals im Ziel, sondern im Grund der Abreise." Bei den Argonauten war es das Erwachsenwerden durch den Mut und die Liebe - wie es sich für ein großes Epos eben gehört.
Wenn wir den ganzen Pathos weglassen, gibt uns diese Geschichte ganz pragmatische Hinweise für das Gelingen unserer Ziel-Prozesse in den Organisationen. Zwei aus meiner Sicht ganz wichtige sind: